Max Kirschner
Dr. med. Max Kirschner (1886-1975)
Dr. med. Max Kirschner selbst habe ich nie kennenlernen können.
Geboren in München, Sohn von Ida und Emanuel Kirschner, dem berühmten Kantor und Komponisten, hat er als Arzt in Frankfurt am Main gearbeitet und musste - gerettet aus Buchenwald - 1939 mit seiner Familie über London in die USA fliehen, um dem Terror der Nationalsozialisten zu entkommen. Er war danach nie wieder in Deutschland.
Sein Sohn Fred Kirschner hat mir während eines Besuchs in Kalifornien 1998 die in englischer Sprache geschriebenen Lebenserinnerungen seines Vaters überlassen, um hier in Deutschland nach einer sinnvollen Verwendung und Veröffentlichung zu suchen. Nach der Übersetzung ins Deutsche durch Ebba Drolshagen und dem Lektorat von Rainer Weiss ist ein Buch daraus geworden, das im September 2004 im Jüdischen Verlag im Suhrkamp Verlag erschienen ist.
Die Geschichte meiner Freundschaft mit Fred Kirschner und der Entstehung dieses Buches habe ich in einem Nachwort (pdf-Datei, 108 kb) an den Text von Max Kirschner anfügen können.
Am 30. Juni 2005 hat der Ortsbeirat 8 in Frankfurt am Main den einstimmigen Beschluß gefaßt, eine der nächsten möglichen Straßenbenennungen in diesem Stadtteil als "Dr.-Max-Kirschner-Straße" vorzunehmen, worüber auch die Frankfurter Rundschau am 15.7.2005 und die Frankfurter Neue Presse am 26.8.2005 ausführlich berichteten.
Am 17. Februar 2006 hat der Ortsbeirat 8 erneut einen einstimmigen Beschluß gefaßt: die definitive Benennung der Verbindung zwischen den jetzigen Sackgassenenden am Ende der Heddernheimer Landstraße und der Ludwig-Reinheimer-Straße (Erschließungsstraße des geplanten Wohngebietes am Urselbach in Höhe Kleintierzuchtanlage) als "Max-Kirschner-Weg".
Die Benennung ist durch die Veröffentlichung des entsprechenden Magistratsbeschlusses im Amtsblatt der Stadt Frankfurt am Main Nr. 17, 137. Jhg., Seite 510 vom 25. April 2006 in das amtliche Straßenverzeichnis aufgenommen worden.
Am 11. September 2008 hat dort eine kleine Feier stattgefunden, zu der mehr als zehn Nachkommen von Max Kirschner aus den USA und Großbritannien angereist waren. Den musikalischen Rahmen stellte der Cellist Frank Wolff her, es sprachen die Bürgermeisterin Jutta Ebeling und der Ortsvorsteher Klaus Nattrodt.
Die Frankfurter Neue Presse (13.9.2008 - 69 kB) und die Frankfurter Rundschau (12.9.2008 - 710 kB und 13.9.2008 - 523 kB) berichteten darüber.
Inzwischen ist dieser Weg auch beleuchtet.
Frank Wolff hat wenige Jahre später die Enkelin von Max Kirschner, Tochter von Hilla und Fred Kirschner, in Petaluma/CA besucht und in deren Tonstudio ein Cello-Konzert aufgenommen, das er "Burning Cello" nannte. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am 21. November 2012 (545 kB) ausführlich über diese Reise.
einen Vortrag mit dem Titel "Aus dem Leben eines Arztes".
In diesem Vortrag kann man seine medizinische und soziale Einstellung gut erkennen.
Max Kirchner
Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag
Frankfurt am Main 2004
Max Kirschner ist ein deutscher Jude, geboren und aufgewachsen um die Jahrhundertwende in München; er dient »seinem Vaterland« als Sanitätsoffizier im Ersten Weltkrieg, wofür ihm das Eiserne Kreuz verliehen wird, das er mit Stolz trägt; arbeitet lange Jahre als Arzt in Frankfurt am Main – bis der Nationalsozialismus auch dieses Leben von Grund auf verändert: Dem Entzug der Approbation folgt der Transport ins Konzentrationslager Buchenwald, der Verlust allen Eigentums, aller sozialen Wurzeln. Kirschner flieht mit seiner Familie nach England, emigriert in die Vereinigten Staaten. Dort beginnt er mit über 50 Jahren noch einmal von vorn, studiert noch einmal, erhält die neue Staatsbürgerschaft, baut eine Praxis auf und lernt dort endlich wieder das Glück des Lebens kennen – mit seinen Kindern und vielen Enkeln. Max Kirschner ist nie wieder nach Deutschland zurückgekommen, und seine Erinnerungen hat er in englischer Sprache geschrieben. Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit ist ein ergreifendes Dokument, ein einfacher, auf jede Ausschmückung verzichtender Blick auf eine Existenz, die eine jüdische, deutsche und amerikanische war, ein Bericht, der von der Kraft eines Mannes erzählt, der sich sein Leben nicht nehmen ließ. Das Manuskript dieser Erinnerungen gab mir Fred Kirschner, Max Kirschners Sohn, nachdem aus Anlaß und während einer chirurgischen Behandlung eine tiefe Freundschaft zwischen uns entstanden war. Ich vertraute es dem Jüdischen Verlag an.
Dr. Bernd Hontschik
Max Kirschner: Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit - Erinnerungen aus zwei Welten. Aus dem Amerikanischen von Ebba Drolshagen. Mit einem Nachwort von Bernd Hontschik. 279 Seiten. Gebunden, € 19,80 (D) / € 20,40 (A) / Fr. 35.80. September 2004, ISBN 3-633-54213-2 Jüdischer Verlag
Rezensionen dieses Buches:
Robert Jütte
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. März 2005
Unbekannt
Perlentaucher vom 11. März 2005
Philipp Grammes
Jüdische Allgemeine vom 17. März 2005
sab sabin S.
Neue Zürcher Zeitung vom 2. April 2005
Ursula Hohmann
www.literaturkritik.de vom April 2005
Werner F. Kümmel
Medizinische Welt vom Juni 2005
Wulf Bertram
Nervenheilkunde vom Juni 2005
Siegmund Drexler
Hessisches Ärzteblatt vom Juli 2005
Benjamin Ortmeyer
Frankfurter Lehrerzeitung (GEW) vom Oktober 2005
Anja Uhling
Dr. med Mabuse vom November 2005
Alfred Gubser
Gesnerus (Schweiz.Z.Gesch.
Med.Wiss.) 62 (3-4)
November 2005
Ingrid Kästner
Int.Z.Gesch.Eth.
Naturwiss.Techn.Med. (NTM)14, 5, 267, 2006
Dr. Max Kirschner war ...
- Hausarzt und Parnaß in Frankfurt-Heddernheim
- nach seiner Vertreibung durch die Nazis und Flucht in die USA nie wieder in Deutschland
- Sohn des berühmten Münchner Kantors Emanuel Kirschner, Vater von Eva Mendelsohn, geb. Kirschner und von Fred Kirschner. Sein Sohn Fred Kirschner (1919-2006) war mein Freund
"Immer mehr Leute hatten Angst, beim Betreten unseres Hauses gesehen zu werden. Kein Wunder also, daß es nicht lange dauerte, bis die Ausgaben meine Einnahmen überstiegen."