Fritz Bauer-Institut

Fritz Bauer (1903-1968)

 

Fritz Bauer, geboren am 16. Juli 1903, wuchs als Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Stuttgart auf. Nach seinem Studium der Rechts- und Volkswirtschaftslehre wurde er 1930 in seiner Heimatstadt Amtsrichter, mit 26 Jahren der jüngste in ganz Deutschland. Bauer war früh auch politisch aktiv und setzte sich für die Sozialdemokratie ein, zudem leitete er die Stuttgarter Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, das die Weimarer Republik gegen ihre Feinde verteidigte. 1933 wurde er aus seinem Amt entlassen und aus politischen Gründen für einige Monate im Konzentrationslager Heuberg auf der Schwäbischen Alb inhaftiert. Bauer flüchtete 1936 nach Dänemark, von dort einige Jahre später nach Schweden, wo er den Krieg überlebte.

Im Jahr der Gründung der Bundesrepublik kehrte Fritz Bauer mit Unterstützung des SPD-Parteivorsitzenden Kurt Schumacher nach Deutschland zurück. Sein Ziel war es, beim Aufbau eines demokratischen Justizwesens mitzuwirken und die NS-Verbrechen vor Gericht zu bringen. Zunächst war er als Landgerichtsdirektor, ab 1950 als Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Braunschweig tätig. Der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn berief ihn 1956 in das Amt des hessischen Generalstaatsanwalts und holte ihn nach Frankfurt.

Bauer setzte strafrechtliche Ermittlungen gegen eine große Zahl von einstigen NS-Funktionären in Gang, die im Verdacht standen, schwere Verbrechen begangen zu haben. Dem israelischen Geheimdienst Mossad gab er den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort Adolf Eichmanns, der im Reichssicherheitshauptamt die Todestransporte in die Vernichtungslager organisiert hatte. Daraufhin konnte Eichmann in Argentinien gefasst und 1961 in Jerusalem vor Gericht gestellt werden. Fritz Bauer war zudem der maßgebliche Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963 bis 1965). Er verstand seine Arbeit als Selbstaufklärung der deutschen Gesellschaft und als Weg zu Schaffung eines demokratischen Rechtsbewusstseins in der jungen Bundesrepublik.

In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1968 starb Fritz Bauer in seiner Wohnung in Frankfurt am Main. Der noch in der Vorbereitungsphase stehende, von ihm angestoßene große Prozess gegen die Schreibtischtäter der »Euthanasie« fand nie statt.

Das Fritz Bauer-Institut
wurde 1995 vom Land Hessen, der Stadt Frankfurt am Main und dem Förderverein Fritz Bauer Institut e.V. als Stiftung bürgerlichen Rechts ins Leben gerufen. Als An-Institut ist es seit Herbst 2000 mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main assoziiert und hat seinen Sitz im IG Farben-Haus auf dem Campus Westend. Im Stiftungsrat des Instituts sind das Land Hessen, die Stadt Frankfurt, die Goethe-Universität und der Förderverein des Fritz Bauer Instituts e.V. vertreten. Der Förderverein und der Wissenschaftliche Beirat unterstützen und begleiten seine Arbeit. Im Jahr 2017 wurde der Lehrstuhl zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, der erste in der Bundesrepublik Deutschland zu diesem Themenfeld, geschaffen und am Historischen Seminar der Goethe-Universität angesiedelt. Der Lehrstuhl ist mit der Leitung des Fritz Bauer Instituts verbunden.

 

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Das Fritz Bauer-Institut ...

- wurde 1995 gegründet – 50 Jahre nach der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager

- ist in den Campus Westend der Universität Frankfurt integriert

- beinhaltet einen Lehrstuhl zur Geschichte und Wirkung des Holocaust

"Nichts gehört der Vergangenheit an,
alles ist noch Gegenwart
und kann wieder Zukunft werden."